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Davos strahlt von der schönsten Seite

 

Davos bot nicht nur eine grandiose Kulisse, sondern stellte auch spezielle Herausforderungen an die Teilnehmer auf der Mitteldistanz und dem Rennen des Tri Circuit: ein äusserst erfrischendes Schwimmen sowie Höhenmeter und Höchstgeschwindigkeiten en masse auf der Radstrecke. Die Schnellsten des Tages waren Radka Kahlefeldt (CZE) und Pieter Heemeryck auf der Mitteldistanz sowie Deirée Wagner (SUI) und Nicolas Mann (GER) auf der Kurzdistanz.

 

Was für ein Tag! Davos zeigte sich zur Dernière der Triathlonsaison 2019 von seiner besten Seite. Die Sonne gab alles, die Kulisse war grandios, die Temperatur mit rund 20 Grad perfekt, der Davosersee mit frischen 15 Grad warm genug für die volle Schwimmdistanz, aber kalt genug für ein Neoprenobligatorium. Für die schon zum Start zahlreich erschienenen Zuschauer hätten die Bedingungen nicht besser sein können und die rund 500 Startenden boten ihnen schon im See die Show, für die sie gekommen waren.

 

Mitteldistanz: Bike Skills und Laufbeine

 

Die gewöhnungsbedürftige Wassertemperatur liess einigen die Arme etwas schwerer drehen also sonst, vielleicht hoffte der eine oder andere auch, im Pulk sei es wärmer. Jedenfalls kam eine grosse Gruppe der Profis gemeinsam aus dem Wasser und machte sich auf den Weg Richtung Flüelapass. Ungewohnt war auch das Relief der Radstrecke, die so gut wie keine Flachstücke aufweist, sondern einmal von Westen her über den Pass führt, der Davos vom Engadin trennt und nach dem Wendepunkt an dessen östlichem Fuss noch einmal hoch und zurück nach Davos. Einige entschieden sich angesichts der reinen Bergstrecke für ein Strassenrad, das nicht nur leichter ist als die Zeitfahrmaschine, sondern sich in der Abfahrt auch besser manövrieren lässt.

Der ehemalige Radprofi Ruben Zepunkte (GER) zeigte denn auch, wie das geht und nahm dem an zweiter Stelle liegenden Pieter Heemeryck (BEL) nicht nur in jedem Aufstieg eine Minute ab, sondern auch in beiden Abfahrten zusammen über drei Minuten. Bei den Frauen war ein Duell zwischen Radka Kahlefeldt (CZE) und Emma Pallant (GBR) erwartet worden. Für die Tschechin stand fest, dass sie mit Vorsprung auf die Laufstrecke gehen musste, wenn sie eine Chance auf den Sieg haben wollte. Dieses Vorhaben setzte sie so konsequent um, dass sie mit sieben Minuten Reserve die 21 Kilometer ziemlich entspannt angehen konnte. Der Rückstand schien Pallant so zu deprimieren, dass sie schliesslich nur gerade zehn Sekunden auf die Führende gut machen konnte. «Grossartig, einfach grossartig», sprudelte es im Ziel aus der Siegerin heraus. «Auf der Radstrecke pushte ich richtig hart und ich denke, dass ich auf den Abfahrten einen grossen Teil meines Vorsprungs herausgeholt habe. Mit sieben Minuten Vorsprung konnte ich das Laufen sogar geniessen, obwohl ich auch da nochmals richtig aufs Tempo drückte.»

Pieter Heemeryck war an den zwei bisherigen Austragungen der Challenge Davos jeweils Zweiter geworden. Auf der Laufstrecke liess er keinen Zweifel, dass er nicht auf einen weiteren Ehrenplatz aus war. Bei Kilometer elf hatte er den Führenden Ruben Zepunkte eingeholt und liess ihn gleich stehen. Dieser erlebte dann noch richtig schwere zehn Kilometer und musste sich auch vom Spanier Alberto Moreno Molins überholen lassen. Heemreyck holte mit bester Laufzeit (1:11) noch eineinhalb Minuten Vorsprung auf den ebenfalls stark laufenden Moreno Molins heraus (1:13, zweitbeste Laufzeit). «Fünf Minuten Rückstand auf Ruben nach der Radstrecke waren viel. Zum Glück hatte ich heute richtig gute Laufbeine. Als ich ihn überholte, war ich mir ziemlich sicher, dass ich hier gewinnen kann und so kam es dann auch.»

Tri Circuit: Generationenduell und Mama-Comeback

 

Dass Davos eine der selektivsten Radstrecken des Tricircuit hat – einmal auf den Flüelapass und wieder runter – ist bekannt. Dieses Jahr führte aber schon das Schwimmen zu beträchtlichen Zeitabständen, wobei die Positionen nach dem ersten Drittel noch keineswegs bezogen waren. Eine auffällige Figur war das deutsche Nachwuchstalent mit Jahrgang 2000, Nicolas Mann, der mit 47 Sekunden Rückstand aus dem Wasser gekommen war und auf der Passstrasse richtig auf die Tube drückte. Nach 57:40 Minuten wechselte er zum zweiten Mal und war damit fast fünf Minuten schneller als der Zweitschnellste auf der Radstrecke, Dominik Rechsteiner, welcher mit Jahrgang 1971 sein Vater sein könnte. Die 37:23 Minuten, die der Deutsche danach für die abschliessenden 10 Kilometer brauchte, darf man beim starken Läufer unter wettkampfmässiges Training abbuchen. Rechsteiner lief seinen zweiten Platz sicher nachhause, während es hinter ihm noch spannend wurde. Der schnellste Läufer des Tages, Felix Dariel Felix Fontes (ja, der heisst wirklich so), machte nach der 14. Radzeit reihenweise Plätze gut und lief mit 37:02 auf Platz Drei vor. Nicolas Mann meinte im Ziel: «Das Schwimmen war zäh, die Kälte liegt mir nicht so, aber auf dem Rad fühlte ich mich gleich gut und nach dem zweiten Wechsel wusste ich, dass ich es nun etwas lockerer angehen kann und so hab ich dann gewonnen.»

Auch das Damenfeld zog sich im Davosersee in die Länge. Auf der Radstrecke setzte sich Desirée Wagner ab, die sich nach ihrer Babypause eindrücklich im Tricircuit zurückmeldete. Ramona Rieder konnte ihr nicht ganz folgen und wähnte sich auf ihrem zweiten Platz sicher. Das war sie letztlich auch, doch von hinten preschte Denise Johansen heran: Vom Schwimmen brachte sie fast fünf Minuten Rückstand mit, davon machte sie am Flüelapass schon mal dreieinhalb Minuten auf Rieder wett und mit der schnellsten Damen-Laufzeit des Tages kam sie noch bis auf 48 Sekunden an die Zweitplatzierte heran. Desirée Wagner aber freute sich, dass sie auch als Mutter zu den schnellsten Damen im Tricircuit gehört. Ihr persönliches Highlight des Tages war aber ein anderes: «Es hat unheimlich Spass gemacht, den Flüelapass runterzufetzen. Zudem war die Atmosphäre hier einfach toll!»

Sonniger Ausklang

 

Beim sommerlichen Temperaturen liessen die Athleten den Tag in Davos ausklingen. Der Wintereinbruch eine Woche vor dem Rennen hatte einige Befürchtungen geweckt, doch für jene, die sich für den Start in den Alpen entschieden haben, hat sich die Reise gelohnt. Ja, sie wären wohl einige Male in dieser Saison froh gewesen, wären die Temperaturen so angenehm gewesen wie an diesem Tag. Das galt auch für die hunderten von jungen und jung gebliebenene Sportlern, die eine der vielen weiteren Triathlondistanzen von Kids, bis Sprint in Angriff genommen hatten oder am Nightrun dabei waren.

Für jene, die es auf die Gesamtwertung des Tricircuit abgesehen haben, bleibt die Spannung über das Wochenende erhalten. Denn zeitgleich mit dem Rennen in Davos fand in Murten ein Wettkampf statt, der ebenfalls für die Gesamtwertung zählt. Nachdem in Wettbewerben die Resultate offiziell waren, begann das grosse Rechnen. Gelüftet wird das Rätsel um die Gesamtsiege am Montag, 16. September. Bis dahin dürfen die Triathletinnen und Triathleten ihr Saisonende und den wunderbaren Spätsommer geniessen.